Warnemünde. Der Roboter kommt ins Labor, greift die Palette mit den Reagenzgläsern, macht kehrt, öffnet die Tür, fährt durchs Treppenhaus zum Untersuchungsraum im benachbarten Gebäudeteil und stellt die Proben behutsam auf dem Arbeitstisch des Laboranten ab. Was nach dem Job des „R2-D2“ aus der Star-Wars-Trilogie klingt, ist Ergebnis wissenschaftlicher, internationaler Teamarbeit im Warnemünder Technologiepark. Im Institut „Celisca“der Universität Rostock — der Name steht für „Center for Life Science Automation“ (Zentrum für die Automatisierung der Lebens-Wissenschaften) — arbeiten Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen und Nationalitäten zusammen. „Es geht darum, Forschungsprozesse in den Naturwissenschaften und der Medizin und später auch Arbeitsprozesse in der Industrie zu vereinfachen, zu automatisieren und zu beschleunigen“, erläutert die Automatisierungstechnikerin aus dem Bereich Elektrotechnik und „Celisca“-Chefin, Prof. Dr. Kerstin Thurow. Was ein eher tapsiger Industrie-Roboter lernen muss, um ein feinfühliger Laborant zu werden, der auch dann nicht seine Reagenzien verplempert, wenn einmal die Palette mit dem Drucker-Papier mitten im Weg steht, das ist derzeit die Fragestellung von Dr. Hui Liu (32), Leiter der „Celisca“-Nachwuchsgruppe.
Der Wissenschaftler aus der chinesischen Provinz Fujian bereitet sich in Warnemünde auf seine Habilitation vor. Gemeinsam mit Doktoranden wie Mohammed Myasar Ali (32) aus dem Irak und Sohail Amjad Mughal (26) aus Pakistan bringt Liu den Maschinen bei, sich im Raum und im Gebäude zu orientieren, beim Einsteigen in den Fahrstuhl die anderen Insassen nicht über den Haufen zu fahren, und in der richtigen Etage wieder auszusteigen.
„Sehr komplexe Prozesse: Mechanik, Elektronik, Hard- und Software müssen ineinandergreifen“, erläutert Liu. „Zufassen, aber nicht zu stark, die richtige Probe erwischen, nicht daneben greifen, den richtigen Weg finden, auch bei Hindernissen — das müssen wir den Maschinen beibringen, und dafür sorgen, dass sie später so einfach zu bedienen sind, wie ein Telefon.“
Auch Präventivmedizinerin Dr. Regina Stoll beschäftigt sich mit Robotern — sie geht dabei den eher menschlichen Fragen nach. „Wie muss die Maschine aussehen, damit sie nicht bedrohlich auf uns wirkt?, ist eine davon“, erläutert die Professorin von der Rostocker Universitätsmedizin.
Dass die Forschung an den Robotern nicht dem Selbstzweck dient, dafür steht unter anderen der Rostocker Katalyse-Forscher Prof. Dr. Matthias Beller, der ebenfalls zum Führungsteam von „Celisca“gehört. Was die Maschinen lernen, kann in seinem Institut die Forschung, aber auch die Arbeit in der chemischen Industrie oder in der Pharmazie vereinfachen.