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Drei Fragen, zwei Optimisten: Dr. Mohit Kumar & Jirka Vierhaus

Wir sind zuversichtlich, dass globale Probleme bewältigt werden können. Denn dafür sehen wir täglich Anzeichen und Fortschritte. Aber wir können es auch kaum erwarten bis es soweit ist, und wir wissen, dass wir es alleine nicht schaffen.

In dieser fortlaufenden Interviewreihe würden wir gerne mehr über die inspirierenden Ideen, Projekte und Personen erfahren, denen Ihr in der Welt begegnet seid. Zuerst gibt es einen Beitrag  von unseren zwei Diskussionspartnern vom Base_camp in Berlin im November. Zusammen mit Bill Gates haben sie dort über ihre Arbeit im digitalen Technologiesektor gesprochen, die das Ziel der Armutslinderung hat.Dr. Mohit Kumar, Rostock University Wie denken Sie, kann Technologie dabei helfen, die Welt zu verbessern? Gibt es Ihrer Meinung nach Grenzen?Die Technologie entwickelt sich heute in einem globalen Umfeld. Die Informationstechnologie hat sich in unserem Leben etabliert. Deshalb ist es selbstverständlich, dass wir moderne, kostengünstige Informationstechnologien dazu nutzen, innovative Lösungen zur Verfügung zu stellen, die sich direkt positiv auf die individuelle Lebensqualität und damit auch auf die Gesellschaft als Ganzes auswirken. Eine Einzelperson ist die Basis einer jeden Gesellschaft, weshalb in der Folge ein Bedarf an individuellen Lösungen aufkommt. Die Informationstechnologie könnte Zugriff auf die Daten eines jeden gewähren und damit kostengünstige Lösungen hervorbringen – beispielsweise im Gesundheitswesen, hier könnte eine Strategie zur Versorgung der Massen konzipiert werden.Die größte Einschränkung ist und bleibt die Erreichbarkeit der Menschen. Wie erreicht man unterprivilegierte Menschen? Wie können wir für eine größere gesellschaftliche, politische und kulturelle Akzeptanz bestehender Sozialprogramme sorgen? An dieser Stelle kommt die Rolle der Innovationen, die aus den Gemeinschaften selbst entstehen, ins Spiel.Welche Innovationen, die das soziale Wohl voran bringen, sehen Sie aktuell in Deutschland?Deutsche Innovationen, die einem guten Zweck dienen, kommen häufig aus den Bereichen der Umwelttechnologie (beispielsweise aus dem Abwassermanagement), der und Nachhaltigen Entwicklung (beispielsweise erneuerbare Energien) sowie aus dem Themengebiet „Altern und Gesellschaft“.Gibt es eine deutsche Organisation oder Person, die Sie damit beeindruckt hat, positive Veränderungen für die Menschen weltweit zu schaffen?Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung arbeitet sehr engagiert daran, die Lebensbedingungen von Millionen Menschen auf der Welt zu verbessern, indem es dazu beiträgt, die Ziele der internationalen Entwicklungspolitik zu erreichen. Darüber hinaus sollte die Rolle privater Organisationen aufgrund ihrer positiven sozialen Auswirkungen auf Entwicklungsländer geschätzt werden. Während die Bill & Melinda Gates Foundation als Inbegriff privater Unterstützung globaler Entwicklungs- und Gesundheitsprogramme agiert, ist die Rolle ihrer Partnerorganisationen essentiell, um am Ende – wenn politische, kulturelle und soziale Hürden gemeistert wurden – einzelne Menschen zu erreichen. Die Organisation „Shah Satnamji Green-S Welfare Force Wing” beeindruckt mich vor allem, weil sie die Basis der Gesellschaft erreicht; wegen des Umfang ihrer Aktivitäten sowie wegen ihrer Manpower von 50.000 Freiwilligen, die eine Masse von Aktivitäten im Gesundheitswesen und bei der Sanierung von Umweltschäden umsetzen. Ich glaube, die gemeinschaftsbasierte Innovationstärke von „Shah Satnamji Green-S Welfare Force Wing“ könnte dafür genutzt werden, kostengünstige Gesundheitstechnologien sowie eine kostengünstige Gesundheitsversorgung für die Menschen, die in Ländern der Dritten Welt leben, zu entwickeln.Mr. Jirka Vierhaus, GIZWie denken Sie, kann Technologie dabei helfen, die Welt zu verbessern? Gibt es Ihrer Meinung nach Grenzen?Technologie ist eine Tatsache. Ihre Weiterentwicklung ist unvermeidbar. Technologie macht Dinge günstiger, schneller und besser. Aber das heißt noch nicht, dass Technologie automatisch auch die Welt verbessert. Deshalb lautet die Frage nicht, ob Technologie dabei helfen kann, die Welt zu verbessern, sondern wie wir sie nutzen können, um die Welt zu verbessern. Die Menschheit hat viele Innovationen hervorgebracht, wie beispielsweise gedruckte Bücher, Funkübertragung, Eisenbahnen und Flugzeuge. All diese Innovationen haben geholfen, die Welt zu verbessern. Alle wurden aber auch schon für Krieg, Unheil und Tod und missbraucht. Die aktuelle politische Diskussion rund um Potentiale und Grenzen des Nutzens digitaler Informationstechnologien ist deshalb eine der größten globalen Herausforderungen unserer Zeit: Ihre Dynamik nicht zu bremsen und ihnen dennoch einen demokratischen Rahmen zu geben. Wir stehen noch am Anfang , alle Möglichkeiten von Social Media zu entdecken. Aber es gibt erste Anzeichen dafür, dass digitale Informationstechnologien und soziale Medien die Macht haben, eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Welt zu spielen - wenn sie richtig genutzt werden. Sie fördern die Verbreitung von Wissen, sie verbinden lokale Lösungen für  Probleme mit globalem Wissen, sie schaffen eine größere Transparenz, sie fördern Engagement und können mehr Menschen einbeziehen, um eine größere Eigenverantwortlichkeit zu fördern.Welche Innovationen, die das soziale Wohl voran bringen, sehen Sie aktuell in Deutschland?Die einflussreichsten Innovationen Deutschlands finden sicherlich im Bereich der Energieeffizienz statt. Die Automobilindustrie in Deutschland und der gesamte Sektor der erneuerbaren Energien mit der Solarenergieindustrie sind vielen anderen weit voraus. Und dies nicht nur, weil sie in den letzten Jahren  von der Regierung gefördert wurden, sondern auch, weil Deutschland frühzeitig eingesehen hat, dass man einen Weg aus der Abhängigkeit von fossilen Ressourcen finden muss. Der deutsche IT Sektor holt gerade auf. In der Vergangenheit, waren deutsche Unternehmen seltener   „Early Adapter“ neuer Technologien. Aber deutsche Unternehmen waren schon immer ziemlich gut darin, Technologien an nachhaltige Geschäftsmodelle anzupassen. Zusammen mit dem großen demografischen Wandel, der gerade in Deutschland stattfindet – insbesondere im Hinblick auf  Führungspositionen in Deutschland –, ist ein starkes Wachstum des Sektors in naher Zukunft gut vorstellbar. Mit seiner langjährigen Tradition als soziale Marktwirtschaft, weist Deutschland beste Bedingungen auf, um dazu beizutragen, Technologien für das soziale Wohl zu nutzten.Gibt es eine deutsche Organisation oder Person, die Sie damit beeindruckt hat, positive Veränderungen für die Menschen weltweit zu schaffen?Ich bin beeindruckt von der GIZ – der Organisation für die ich arbeite. Denn als Deutschlands führende Organisation für internationale Zusammenarbeit steht die GIZ für Wandel. Die GIZ hat dazu beigetragen, die Ansicht zu überwinden, dass einfache Hilfe ausreicht, um Menschen langfristig zu helfen. Die GIZ hat ein weit umfassenderes Verständnis davon entwickelt, wie Capacity Development, also die Entwicklung von Kapazitäten funktioniert: Indem die GIZ auf nachhaltige Weise Eigenverantwortlichkeit stärkt und Führungskompetenz fördert, um so einen nachhaltigen Wandel herbeizuführen. Als Ergebnis einer Fusion vor fast drei Jahren, ist die GIZ auf dem Weg, das was früher als „Entwicklungshilfe“ bekannt war, in „internationale Zusammenarbeit“ umzuwandeln. Dieser Ansatz verbindet internationale Geber mit der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft, um eine nachhaltige globale Entwicklung zu gestalten. Im Zentrum des Leistungsversprechens der GIZ steht ihre Verpflichtung, auf konstruktive Art zu lernen, zu adaptieren und zu verändern.